Sfântu Gheorghe / Sepsiszentgyörgy, 16. Juli 2025 – Im Rahmen einer dynamischen und zukunftsorientierten Veranstaltung, organisiert im Zuge des Partnerschaftstreffens zur Entwicklungsstrategie für Aktiven Tourismus im historischen Sepsiszék, präsentierte unser Teammitglied Tibor Hartel zentrale Erkenntnisse aus einer aktuellen, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschung zum Thema biokultureller Tourismus und ländliche Resilienz. Die Veranstaltung brachte lokale Entscheidungsträger, Forschende, Vertreter öffentlicher Verwaltungen und Mitglieder der Gemeinschaft zusammen, um innovative Wege zur Wiederbelebung traditioneller Landschaften durch verantwortungsvollen Tourismus und eine auf Kulturerbe basierende Entwicklung zu erkunden.
Hartel betonte, dass biokulturelle Landschaften, in denen sich natürliche und kulturelle Werte gemeinsam entwickeln, zu den wichtigsten – aber oft unterschätzten – sozial-ökologischen Systemen Europas gehören. Allein Rumänien verfügt über mehr als 5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Flächen mit hoher naturnaher Wertigkeit (High Nature Value – HNV), die sich durch große Biodiversität, kollektives Gedächtnis und traditionelle Bewirtschaftungsformen auszeichnen. Dennoch werden die Gemeinschaften, die diese Systeme pflegen, in Naturschutz- und Tourismusstrategien häufig übergangen.
Hartel argumentierte, dass der biokulturelle Tourismus ein neues Paradigma bietet – eines, das Umweltverantwortung mit echter Besucherbeteiligung und dem Wohlbefinden lokaler Gemeinschaften verbindet. Mehr als klassischer Ökotourismus setzt dieses Modell auf authentische, emotional ansprechende Erfahrungen, die eine Verbindung sowohl zur Natur als auch zum lebendigen Kulturerbe der Menschen vor Ort ermöglichen.
Die Präsentation stützte sich auf fünf psychologische Faktoren, die die Bereitschaft der Menschen beeinflussen, sich auf biokulturellen Tourismus einzulassen: Einstellung, relationale Werte (z. B. emotionale Bindungen an Ort, Tradition, Natur), Vertrauen in die Authentizität, wahrgenommener Beitrag zur Gemeinschaft und Natur sowie wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Logistik, Zugang, Zeit). Die vorgestellte Forschung zeigte, dass Bewusstsein allein nicht ausreicht, um Teilnahmeintentionen vorherzusagen – entscheidend ist eine tiefe emotionale und wertebasierte Verbindung.
Das von der DBU finanzierte Projekt zu Hudewäldern zeigte, dass Obstgärten, Wälder, Weiden und Kirchen durch emotionale, kognitive und erfahrungsbasierte Werte miteinander verbunden sind. Diese Elemente bilden den „lebendigen Kern“ biokultureller Systeme – Netzwerke des Sinns ebenso wie der Substanz.
In ihrer Gesamtheit unterstreichen diese Erkenntnisse die Notwendigkeit, Tourismus als co-kreative Praxis neu zu denken – nicht nur als Konsum, sondern als Verbindung.
In seiner Schlussbotschaft betonte Hartel, dass Regionen wie Sepsiszék, mit ihren uralten Waldweiden und reichen kulturellen Traditionen, zu Vorzeigemodellen für wertebasierten Tourismus werden können – vorausgesetzt, sie beruhen auf Authentizität, lokaler Teilhabe und geteilter Verantwortung.
Foto: Sepsi Metropoliszövezet – Zona Metropolitană Sepsi